Wohnsiedlung Probstei, Zürich-Schwamendingen

Wettbewerb in Zusammenarbeit mit INTO STORIES (Architektur)
Grieger Harzer (Landschaftsarchitektur), renderstudios (Visualisierung)
Die Bauingenieure (Bauphysik) und Berling Ingenieurgesellschaft (TGA)

2021-2022

Die Form und Orientierung der Grundstücke sowie die städtebaulichen Vorgaben erlauben es die starke Verdichtung als Chance für den Lärmschutz der gesamten Siedlung zu nutzen. Der dreigeteilte Riegel entlang der lauten Dübendorfstrasse im Norden bleibt dabei unterhalb der maximal zulässigen Geschossanzahl. Er funktioniert als Lärmbarriere für die bestehende Siedlung und die Wohnungen der um 1-3 Geschosse höheren Quergebäude auf dem Grundstück Probstei West. So entsteht im Süden gefasst durch den ansteigenden Hang ein zusammenhängender, offener und geschützter Freiraum. Ein öffentlich nutzbarer Gartenweg zwischen Weibelacker und westlicher Grundstücksgrenze verknüpft bestehende Wegebeziehungen und nimmt die Grünqualitäten der Umgebung auf.

Der Rhythmus zwischen den Querriegeln und Gebäudevorsprüngen nimmt die abgestufte Reihenstruktur der denkmalgeschützten Siedlung „Sunnige Hof“ auf und schafft auf der Parzelle Probstei West einzelne Höfe, die sich zum neuen Parkweg hin öffnen. Im Zentrum dieses neuen, öffentlichen Freiraums fügt sich der Kindergarten als neuestes Glied einer Kette von kleinteiligen Volumen, welche Probstei Ost und West verbindet. Auf der Parzelle Probstei Ost greifen Lücken und Hochpunkte mit denen der direkten Nachbarschaft ineinander. Es entsteht trotz der ungleichen Gebäudehöhen eine feingliedrige Naht zwischen Neubau und Bestand. Die Unterbrechung des Gebäuderiegels erlaubt den Durchblick von der Dübendorfstrasse zum Hang hinauf und umgekehrt. Das Spiel der abwechselnd hohen Baukörper erzeugt geschützte Dachflächen, die mal als gemeinschaftliche, mal als einzelnen Wohnungen zugeordnete Terrassen genutzt werden.

 

 

 

Der neue Genossenschaftsbau präsentiert sich im Stadtbild zuerst als Gemeinschaftsprojekt, in dem soziale und lebendigere Nutzungen an zentralen und exponierten Stellen gebündelt sind. Das Erdgeschoss ist transparent und einladend. Von Süden kommend liegen an der Probsteistrasse der neue Kindergarten und dahinter der grosse Gemeinschaftsraum mit seiner ebenerdigen Terrasse im Mittelpunkt des Quartiers.

Der Freiraum unterstützt die Architektur dabei, zum einen auf die lärmende Dübendorfstrasse oder auch auf die umgebende Topografie in einer geeigneten grösseren Geste einzugehen. Er bietet einen feinfühligen (Garten-)raum an, der das gemeinschaftliche Wohnen bereichert, ökologische Aspekte mit einbezieht und sich gut in die Umgebung einfügt. Entlang der Dübendorfstrasse wird dabei ein robuster Ausdruck gefunden, der einen guten Umgang mit der stark frequentierten Strasse findet und eine ansprechende Adresse und Schwelle für den Neubau bildet. Südlich an den Wohnbau schliesst ein geschützter, nutzbarer, gemeinschaftlicher Park- bzw. Gartenraum an, in dessen üppig bepflanzte Böschung sich der neue Kindergarten bettet. Bestehende Durchwegungen der Umgebung werden aufgegriffen, ergänzt und weitergeknüpft.

 
 

 

 
 

Die unterschiedlichen Wohnungstypen und auch die Schalt- und Gästezimmer verteilen sich für eine grösstmögliche Durchmischung gleichmässig über alle Geschosse und Gebäudeteile. Die Zimmer aller Wohnungen gruppieren sich um einen grosszügigen Wohnküchenbereich. An diese angeschlossen ist in allen Wohnungen eine grossflächig verglaste Loggia. Sie bietet Ausblick zum lärmberuhigten Aussenbereich der Siedlung und sorgt für eine klare Orientierung. Die von der Wohnküche erschlossenen Zimmer sind Rückzugsräume mit gemütlichem Sitzplatz an den halbhohen Fensterbrüstungen. Die sichtbaren Holzdecken erzeugen eine warme und wohnliche Atmosphäre, während der lediglich beschichtete Unterlagsboden den aufgeräumten und langlebigen Boden für vielfältige Nutzungen bietet. Textile Sonnenschutzmarkisen, sorgen für Schatten während sie den Ausblick ins Grüne ermöglichen.

 

 

 

 

Die Tragstruktur der bis zu 6-geschossigen Gebäude besteht oberhalb des Erdgeschosses im Wesentlichen aus Holzwerkstoffen. Tragende und aussteifende Innenwände und die Geschossdecken werden aus vorgefertigten Brettsperrholzelementen montiert. Die ebenfalls tragenden Aussenwände bestehen aus vorgefertigten Holztafelbauelementen. Lediglich das Unter- und Erdgeschoss, sowie die vertikalen Erschliessungskerne werden in Stahlbetonbauweise hergestellt. Auf diese Weise werden der Energieaufwand zur Herstellung sowie umweltschädliche Baustoffe auf ein absolutes Minimum reduziert. Durch die Vorfertigung und grösstenteils „trockene“ Baustelle können Bauzeit und Baukosten deutlich reduziert werden. Die Decken der Loggien und Laubengänge bestehen aus kassettierten Betonfertigteilelementen, die von einer unabhängigen Stahlkonstruktion getragen werden.

Als wichtigste Fassadenöffnung, welche alle Wohnräume mit dem lärmberuhigten Aussenraum im Süden verbindet, haben Fenster und Terrassentüren zu den hofseitigen Loggien den grössten Anteil an Wärmeschutzverglasung. Sie werden durch die jeweils darüberliegende Loggia- bzw. Laubengangdecke sowie die Rankgewächse an der Stahlkonstruktion der Loggien und Laubengänge verschattet. Der kleinteilige Rhythmus der Vor- und Rücksprünge der Fassade, sowie der Wechsel zwischen den farbig beschichteten Loggien- und Laubengangkonstruktionen mit ihren ausladenden Sonnenschutzmarkisen und der vertikalen Kammstrich-Putzfassade ist bewusst gewählt. Die Fassade des Erdgeschosses wirkt mit überdachten Rücksprüngen und großen Schaufenstern für die vielen Gemeinschaftsfunktionen offen und städtisch. Die Fliesenbekleidung dieses belebten Sockels bietet eine elegante und zugleich robuste Oberfläche zur Strasse und dem Gartenraum.

 

 

 
Previous
Previous

PIN

Next
Next

DOH